Das Schwarzlohkaninchen

von Gerhard Larsen, Spezial-Club der Schwarz-, Blau- und Braunlohzüchter Norddeutschland von 1912

Die Wiege der Lohkaninchen stand ohne Zweifel in England. Ihre heutige Beliebtheit steht aber sicherlich in einem engen Zusammenhang mit den Verbesserungen durch deutsche Züchter. Sie haben der Rasse einen gewissen Adel angezüchtet, der sicherlich zu der großen Verbreitung beigetragen hat.

Die Entstehung

Die Entstehung der Lohkaninchen ist recht genau überliefert. Der Anfang geht nicht auf eine planvolle Zucht, sondern auf einen Zufall zurück.
Um das Jahr 1880 stellte der bekannte Naturforscher Charles Darwin die Behauptung auf, dass Tiere und Pflanzen ihre Wildform wieder annehmen, wenn sie wieder in der verwilderten Form leben können. Der englische Grundbesitzer Cox glaubte dies nicht und wollte die Behauptung widerlegen. Er setzte darum 1883 auf einer unbewohnten Insel, die zu seinem Besitz gehörte, Kleinsilber, schwarz, verschiedene Holländer und blaue- bzw. helle blauwildfarbige Kaninchen aus. Als er vier Jahre später, 1887 die Insel erneut aufsuchte, fand er keine Wildfarbigen, aber Tiere mit dem Zeichnungsbild der Lohkaninchen vor. Die Lohfarbe war allerdings nur cremefarbig. Aus diesen Tieren erzüchtete er in den folgenden Jahren einen praktisch reinerbigen Zuchtstamm Lohkaninchen. (Black and Tan, wie sie in England genannt werden.) Anfangs fand die Rasse keine sonderliche Zustimmung. Erst spätere Einkreuzungen, vornehmlich von Hasenkaninchen, brachten eine wesentlich bessere Färbung aber gleichzeitig führten diese Einkreuzungen zu Veränderungen im Typ. Aus dem großen Durcheinander entstanden in der Folgezeit zwei unterschiedliche Typen. Ein kleinerer, gedrungener und ein größerer, mehr gestreckter Typ. In England entstanden zwei Clubs, die sich mit den Lohkaninchen befassten, deren spätere Zusammenlegung eigentlich erst für den Durchbruch der Rasse sorgte.
1893 wurden erstmalig Tiere bei einer Schau in Schottland gezeigt. Danach traten die Schwarzloh (Black and Tan) zu enormen Preisen ihren Siegeszug in die Länder des Kontinents und nach Übersee an. Die ersten Tiere dieser Rasse führte der Züchter Rottloff aus Ehrenfriedersdorf/ Erzgebirge im Jahr 1896 nach Deutschland ein. Natürlich hatten sie noch recht wenig Ähnlichkeit mit unseren heutigen Lohkaninchen. Trotzdem fand die neue Rasse sehr schnell viele Freunde. Es entstanden schon recht bald Clubs, die sich von Anfang an auf ein Zuchtziel geeinigt hatten. Dies war schon darum nötig, weil die weiteren Einfuhren in der Folgezeit auch dazu führten, dass sehr unterschiedliche Typen nach Deutschland kamen.
Dank des einheitlichen Zuchtziels und der guten Clubarbeit wurde sehr schnell eine züchterisch sehr hochstehende Rasse aus den Lohkaninchen, schwarz.

Sportrasse

Der so genannte Wirtschaftsrassenrummel sorgte in den Jahren 1936 bis 1945 dann für den Rückgang oder sogar den fast völligen Untergang der Rasse. 1936 wurden die Lohkaninchen neben weiteren Rassen zur Sportrasse erklärt und fielen in Acht und Bann. Viele Züchter verkauften ihre Tiere ins Ausland, überwiegend nach Holland. Nur wenige standfeste Züchter brachten einige Tiere über diese Zeit und den folgenden Krieg.

1945 ging es wieder Aufwärts

Mit den Restbeständen wurde nach dem Krieg wieder angefangen. Dank der Clubarbeit, denn die konnten ja nun ihre Arbeit wieder aufnehmen, so ging es erstaunlich schnell voran mit den Lohkaninchen, zumindest mit den Schwarzloh.

Gewicht

Die Lohkaninchen gehören mit ihrem Normalgewicht von über 2,5 Kg zu den kleinen Rassen. Das Mindestgewicht ist auf 2,0 Kg und das Höchstgewicht auf 3,25 Kg festgelegt. Als Ideal gilt ein Gewicht von 2,7 bis 2,9 Kg. Bei diesem Gewicht zeigen die Lohkaninchen die besten Formen. Für Zuchttiere ist es ebenfalls das ideale Gewicht, wenn keine Gewichtsschwierigkeiten bei der Nachzucht auftreten sollen. Bei entsprechender Fütterung wird das Vollgewicht mit etwa fünf bis sechs Monaten erreicht. Dabei sind die Lohkaninchen nicht anspruchsvoll, im Gegenteil, zu viel und reichlich Kraftfutter ist zu vermeiden, wenn eine schnelle und frühzeitige Verfettung vermieden werden soll. Es ist doch in der Zucht ganz logisch, dass bei Verfettung der Zuchttiere, der Rammler beim Decken träge und die Häsin zuchtuntauglich wird.

Auf gute Formtiere aufbauen

Eine Sache für sich ist die Körperform der Lohkaninchen. Das Loh­Kaninchen wünschen wir, gedrungen, walzenförmig mit leichtem Stand. Er sollte bei einer ebenmäßigen Rückenlinie hinten gut abgerundet sein. Punkte, die teilweise nicht ganz erreicht werden. Viele Tiere sind gut in der Hinterpartie, aber nach vorn schmal verlaufend.
Ebenfalls zur Körperform gehören bei den Lohkaninchen der Kopf und die Ohren. Verschwinden müssen die vorhandenen langen Köpfe mit der spitzen Schnauzenpartie. Es ist aber auch nicht sinnvoll die Köpfe extrem breit herauszuzüchten, vor allem bei Häsinnen nicht. Die Folgen dieses Zuchtzieles sind in Form von so genannten Überbeißern in vielen Zuchten aufgetreten. Bei den Ohren ist auf breite Ohrenhaltung zu achten, Tiere mit breiter Ohrenhaltung sollte man ebenfalls nicht zur Zucht einsetzen. Strenge Auslese bringt auf lange Sicht sicherlich Verbesserungen.
In der Bewertung sehen wir oft das blockige Tiere mit liegender Stellung hoch bewertet werden.
Wir Lohzüchter wünschen keine blockigen Tiere dieser Art, sonst könnten wir ja einen Neuseeländer in Lohzeichnung züchten, so Zuchtfreund Werner Breitgoff/Rhl. aus seinen Schulungsunterlagen zum Thema „Lohkaninchen".

Fell

Ein gutes Fell sollte eine möglichst dichte Unterwolle bei etwa 2,5 cm Haarlänge und eine gleichmäßige, elastische Begrannung haben, so das eine gute Struktur vorhanden ist. Der überwiegende Teil der Lohkaninchen erfüllt diese Ansprüche mehr oder weniger zufrieden stellend.

Kopfzeichnung

Die Kopfzeichnung besteht aus den lohfarbigen Augenringen, den Nasenlöcher- und Kinnbackeneinfassungen, den Ohrenrändern und den Ohrenpunkten vorn an den Ohrwurzeln. Diese fünf bzw. 10 Zeichnungsmerkmale (sie sind ja alle zweimal vorhanden) müssen vorhanden oder, besser, vollständig vorhanden sein. Die größten Probleme bereiten daher in der Regel die Augenringe sowie die Nasenlöchereinfassungen. Viele Züchter sind der Meinung, dass bei diesen Zeichnungsmerkmalen ein gewisser Zusammenhang besteht. Dies kann durchaus möglich sein, auch wenn es Tiere gibt, die ausreichend breite Augenringe und trotzdem eine saubere Naseneinfassung haben. Bei der Kinnbackeneinfassung ist bei einigen Tieren nicht klar zu erkennen, ob sie durchgeht oder unterbrochen. Dieses sollte man erkennen können, indem man das überdeckende schwarze Fellhaar nach oben streicht. Schöner sind natürlich die Tiere, wo man von weitem schon erkennt, das die Kinnbackeneinfassung in gleichmäßiger Breite durchläuft. Bei einigen Tieren sind die Augenringe unten fast unterbrochen oder sehr schmal, zu sehen ist nur noch die hellere Lidhaut. Tiere mit diesem Fehler sollte man nicht zur Zucht einsetzen. Einher mit den guten Augenringen geht häufig eine etwas melierte Schnauze. Ich bin der Meinung, dass dieser Fehler bis zu einem gewissen Grad toleriert werden sollte, wenn die Augenringe entsprechend sind. Etwas mehr zu beachten gilt auch den Ohrenpunkten, sie sind oftmals nur angedeutet. Weiße Spürhaare dürfen nicht herausgezogen werden, dieses ist Tierquälerei.

Rumpfzeichnung

Die Rumpfzeichnung wird ebenfalls aus mehreren unterschiedlichen Merkmalen gebildet. Auch diese Merkmale müssen einzeln und zueinander passend den Forderungen entsprechen. Da ist zunächst die Brustlohe, über deren richtige Breite gibt es recht unterschiedliche Meinungen, der Bauchdeckfarbe, der Blumenunterseite, den Innenseiten der Läufe, den Zehenpunkten und dem Genickkeil. Diese Zeichnungsmerkmale müssen feurig Iohfarbig und rein sein. Zusätzlich sollte ein lohfarbiger Streifen seitlich etwa zwei cm sichtbar und möglichst scharf abgegrenzt sein. Darüber ist das schwarze Deckhaar bis ca. zwei Drittel der Rumpfhöhe gleichmäßig von lohfarbigen Grannenhaaren durchsetzt. Dieser durchsetzte Streifen verläuft möglichst gerade um den gesamten Rumpf. Probleme bereitet bei einigen Tieren die Brustlohe. Sie ist oftmals zu schmal oder reicht nicht bis unter das Kinn. Der obere Teil ist nicht leuchtend lohfarbig, sondern relativ dunkel.
Kaum noch beachtet wird die Zeichnung der Läufe. Sie ist vielfach nicht mehr scharf und nur selten gerade in der Abgrenzung. Es ist eigentlich nicht so wichtig, wo die Abgrenzung am Lauf ist, wichtig ist, dass sie gerade verläuft. Auch der Genickkeil entspricht nicht immer den Forderungen. Er soll Iohfarbig und gut abgegrenzt sein und vor allem sollte auch die Größe stimmen.
Leider ist nicht allen Züchtern und auch Preisrichtern bewusst, dass die Farbe der Abzeichen in deren Position beurteilt wird und nicht in der Position „ Farbe". Das heißt, die Lohfarbe und auch deren Unterfarbe wird in der Position „Rumpfzeichnung" bzw. „Kopfzeichnung" beurteilt.

Position Farbe

In der Position „Farbe" werden ausschließlich die schwarze Deckfarbe, die braune Augenfarbe und die schwarzbraune Krallenfarbe beurteilt. Die Lohfarbe der Abzeichen wird in der entsprechenden Zeichnungsposition beurteilt, wie ich es schon unter der Position Rumpfzeichnung erwähnt habe. Es ist wichtig, dass die schwarze Deckfarbe einen guten Glanz zeigt und abgesehen von dem Seitenstreifen, ohne jede Durchsetzung mit weißen oder lohfarbigen Haaren ist. Sicherlich kann dabei beim Schaufertigmachen einiges nachgebessert werden. Sinnvoller ist es aber, die Zucht entsprechend auszurichten. Dies gilt im Grunde für alle Fehler. Was sich züchterisch bewerkstelligen lässt, braucht nicht mit allen möglichen großen und kleinen Tricks nachgebessert werden. Zuchtfreund Werner Breitgoffs Aussage hierzu: „Mit einer Pinzette kann man Feinheiten schaffen, aber keine Feinheiten erzüchten und da wir uns ja nun Züchter nennen, sollten wir uns auch auf das Züchten besinnen".
Die Deckfarbe „schwarz" entspricht dem Alaska, „blau" dem Blauen Wiener, und „braun" dem Havanna.
Im einzelnen sollte man auch der Krallenfarbe mehr Aufmerksamkeit widmen, besonders bei älteren Tieren. Von großer Wichtigkeit ist auch die Farbe der Augen, dieser Punkt findet ebenfalls zu wenig Beachtung. Die Augenfarbe der Schwarz- und Braunlohkaninchen ist dunkelbraun wogegen die Augenfarbe beim Blaulohkaninchen blaugrau ist. Nochmals sei gesagt, die Grundfarbe muss bei allen Farbenschlägen rein sein, d.h. sie darf nicht von lohfarbigen oder weißen Haaren durchsetzt sein, von Büscheln ganz zu schweigen. Tiere mit weiß durchsetzten Ohrenrändern oder mit weißer Büschelbildung sind für die Zucht und für die Ausstellungen nicht zu gebrauchen.
Fassen wir zusammen, saubere Deckfarbe mit gutem Glanz, richtige Augen- und Krallenfarbe sowie saubere Ohrenränder sind Bedingungen um die Feinheiten der Lohkaninchen erkennen zu können.

Die Zucht

Die Lohkaninchen an sich sind eine dankbare Rasse in der Zucht. Sie vererben rein, die Würfe, guter Zuchtstämme sind ausreichend groß, die Aufzucht ist nur selten mit Schwierigkeiten verbunden. Allerdings und das sollte nicht verschwiegen werden, bedarf es einiger Geduld und guter Kenntnisse, um einen guten Zuchtstamm aufzubauen. Nur mit einem guten Zuchtstamm lassen sich für längere Zeit Ausstellungserfolge sichern. Wer aber seinen Zuchtstamm stehen hat und „vorsichtig" beim Einbau neuer, fremder Zuchttiere vorgeht, der kann über viele Jahre des Erfolges sicher sein.

Erbfehler

Zunehmend häufen sich in den letzten Jahren Fehler, die sich eingeschlichen haben in den Zuchten, nicht nur bei den Lohkaninchen, sondern es steckt in allen Rassen. So zum Beispiel: Auf- und Überbeißer, Geschlechtsmissbildungen, Fellfresser, breite Ohrenhaltung usw. Hier können wir nur durch Ehrlichkeit gegensteuern. Ein Erbfehler tritt auf, wenn beide Elterntiere spalterbig für den Fehler sind, also den Fehler in sich tragen. Der Fehler kann so lange unbemerkt bleiben, also verdeckt sein, bis er auf einen Partner trifft, mit den gleichen verdeckten Eigenschaften. Um hier seinen Zuchtstamm wieder rein zu bekommen, muss man schon zur Inzucht übergehen. Hier an dieser Stelle viel über Inzucht schreiben, würde den Rahmen sprengen, auch ist es eine Sache für Züchter, die sich in diesem Bereich auskennen und mit der Inzucht umzugehen wissen.
Einige Züchter gibt es, die mit den Tieren weiterzüchten, die keine Erbfehler vorweisen, trotzdem das in den Würfen Tiere mit Erbfehlern gefallen sind. Weiß ich, ob diese Tiere es nicht verdeckt in sich tragen? Hier kann ich mich schnell vergewissern, in dem ich Inzucht betreibe. Andernfalls, wenn diese Tiere es verdeckt in sich tragen und jedes Mal ein fremdes Tier zur Zucht eingesetzt wird, welches reinerbig ist, bleibt der Fehler verdeckt, aber ich verschleppe und vermehre ihn in meiner Zucht. Und was ist beim Verkauf solcher Tiere?
Aus der Tierzucht und dies lehren uns wissenschaftliche Erkenntnisse, konkrete sowie belegte Forschungsergebnisse, ist Inzucht kaum noch wegzudenken.

Erbformel nach Prof. Nachtsheim

Die heute gezüchteten Farbenschläge der Lohkaninchen sind alle Kombinationstypen, die durch eine Kombination des Lohfarbton g° mit Gelbverstärkern (y-Faktoren) entstanden sind.
Erbformel für Lohkaninchen, schwarz = A B C D g° yi Y2
Erbformel für Lohkaninchen, braun = A B c D g° y, y2
Erbformel für Lohkaninchen, blau = A B C d g° yi y2

Durch eine derartige Kombination ist aus dem Wildtyp zunächst Schwarzloh hervorgegangen. Durch weitere Kombinationszüchtungen mit braunfarbigen Tieren entstand das Braunloh, mit blaufarbigen Tieren, das Blauloh.

Die als Loh-Faktor bezeichnete Anlage g° ist durch eine Mutation des Wildfarbigkeitsfaktors (G) entstanden.